Es sind bewegte Zeiten. Während sich die vermeintlich progressivste Regierung, die Deutschland je hatte, lang vor ihrem eigenen Mindesthaltbarkeitsdatum spektakulär selbst zersetzte, wird Österreich mit hoher Wahrscheinlichkeit bald ausgerechnet von jener Partei regiert werden, deren angesoffener Vizekanzler in Kokain- und Schmiergeld-Ekstase, vor laufender Kamera einst Österreichs auflagestärkste Tageszeitung an eine (vermeintliche) russische Oligarchin verschleudern wollte. Glückwunsch!
Unterdessen steht in den USA der beliebteste Sexualstraftäter des Landes kurz vor Amtsantritt zum Präsidenten. Zum zweiten Mal. Besser als eine weitere Stürmung des Kapitols, oder? Lasst die Rechtsextremen an die Macht, dann entzaubern sie sich von ganz alleine, hieß es immer wieder. Und tatsächlich – sie entzauberten sich. Und wurden dennoch gewählt. Für den Fan der gepflegten Realsatire könnte es kaum unterhaltsamer werden…
Doch halt. Der Wonne nicht genug. Denn inmitten der immer unübersichtlicher werdenden Gemengelage steht in den freistehenden Stadtrand-Bungalows, neben einer anständigen Stromnachzahlung trotz Fotovoltaik, nun auch eine Verkehrswende an die sich gewaschen hat. Denn wo der Zeitgeist endlich reif schien für Kulturwandel und Dekarbonisierung, steht nun offenbar alles wieder auf dem Kopf. Gerade jetzt wo Freunde und Arbeitskollegen ungefragt mehrfach auf den Stand gebracht wurden, dass man eigentlich kaum noch Fleisch isst; oder man den migrantischen Mitschülern der Zwillinge, den strukturellen Rassismus in Deutschland endlich so erklärt hat, dass sie es auch verstehen; vor allem aber jetzt wo man beim Elternsprechtag das Model Y extra immer vorne auf dem Behindertenparkplatz abgestellt hat, um allen zeigen zu können, dass man klimaneutral unterwegs ist; Genau jetzt mischt sich ausgerechnet Elon Musk in die deutsche Politik ein und empfiehlt mit der abstrakten Weitsicht des typischen Internettrolls die einzige Partei des deutschen Spektrums, welche die Elektromobilität als “Teil des linksgrünen Projekts“ bekämpfen möchte. Cybertruck V8 in Planung? Der Schock sitzt tief im Milieu plakativer Weltverbesserer. Wo man auf den Kindergeburtstagen in Kreuzberg und Friedrichshain bei den jungen Muttis in offener Partnerschaft als fortschrittlicher Freigeist, trotz fliehendem Haar- und aufkommenden Bauchansatz, eigentlich noch ganz ordentlich performen konnte, wenn man den Tesla Schlüssel erst auf dem Korktisch vor dem Sitzball abgelegt hatte, kann man nach Musks jüngsten Äußerungen eigentlich gleich wie Charles Manson mit dem Hakenkreuz Tattoo auf der Stirn auftauchen. In der Tesla Community wird bereits mit fetzigen Statement-Stickern für die Heckklappe hantiert. Das mobil gewordene Mottoshirt ist jenseits von Ballermann und Junggesellenabschied also endlich in der Schicht besserverdienender Akademiker angekommen. Auf YouTube trenden längst Tutorials in denen demonstriert wird, wie man die Tesla Embleme der Schande von der Karosserie abtrennt, ohne die hauchdünne Lackschicht gleich zu ramponieren; und angeblich steigen bei ATU die Absatzzahlen für Auspuffblenden erstmalig seit Ende der Neunziger – wohl, weil sich Telsafahrer möglichst effektiv von der neuen toxischen Elektromobilität distanzieren möchten. Wer es richtig ernst meint, hat den MAGA-Stromer längst vom Verwerter abholen lassen. Denn bei genauer Betrachtung wird nun deutlich, was schon immer klar war: Neben einem Lastenfahrrad gibt es eigentlich kein weißeres Fahrzeug als Modell S, X, Y. Von wegen weltoffen! Wer wirksam seinen kosmopolitischen Geist demonstrieren will, fährt mattfolierte AMGs mit Klappenauspuff.
Aller Aufgeregtheit zum Trotze, rät die Sunday Driver Redaktion dazu nicht verfrüht in Panik zu geraten. Denn es wird sowieso nicht mehr lange dauern bis Elon und Donald feststellen, dass sie sich eigentlich hassen. Und wenn es soweit ist, söhnt Musk sich ja vielleicht auch wieder mit seiner Transgender Tochter Vivian Jenna Wilson aus und beendet seinen Kampf gegen das sogenannte “Woke-Mind-Virus“. Und wenn Musk etwas tut – macht er es bekanntermaßen richtig. Daher wird in Fachkreisen der plastischen Chirurgie unter vorgehaltener Hand bereits damit gerechnet, dass sich Elon(a) dann ihre kleine Marsrakete aus der Hose montieren und sich stattdessen ein paar anständige Möpse verpassen lässt. Es bleibt also – wie Eingangs versprochen – weiterhin amüsant.
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