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Die Wahlgewinner

Deutschland hat gewählt. Und am Ende eines grotesken Wahlkampfes bleibt passenderweiße weiterhin alles unklar. Großer Sieger scheint auf den ersten Blick die SPD, die ihre anfänglichen Umfragewerte mehr als verdoppeln konnte und damit ihren totgesagten, teigigen Pelz als stärkste Kraft über die Ziellinie scholzen konnte. Auch die Grünen fuhren ihr “ historisch bestes Ergebnis“ ein – wie Annalena Baerbock nun zwingend betonen muss. Dass sie dabei die fundamentale Chance, eine Union zu schlagen – welche nach der Merkel Ära nun ohne Amtsvorteil auch noch mit ihrem offenkundig unbeliebtesten Kandidaten antrat – dermaßen liegen ließ, steht jetzt in der Luft wie ein leiser aber gehaltvoller Furz. Immerhin hat sie in ihrem Wahlkampf, wie unter anderem der Spiegel berichtete, mehr als 13tsd. Kilometer in ihrem dieselbetriebenen Tourbus abgespult. Ursprünglich mit dem formulierten Ziel Kanzlerin zu werden. Mit diesem CO2 Kontingent könnte sich ein armer FDP Wähler morgens nach Vienna Coffee und Tatar Baguette locker zehn Jahre lang mit dem Porsche Cabrio in den Berufsverkehr stellen. Aber das macht er ja sowieso. Klarer Verlierer, darüber braucht man eigentlich nicht weiter reden, ist die Union. Dennoch wird sie Regierungsanspruch erheben und möchte weiterhin eine Geschlossenheit verkaufen, die ihr auch weiterhin niemand abkaufen wird. Wo in der einen Ecke konservative und verunsicherte Wähler vor schmerzhafter Veränderung bewahrt werden sollen, gleicht die anderen Ecke mit Tönen von Aufbruchstimmung und Erneuerung umgehend aus. Was bleibt, ist sozusagen, eine schwarze Null. Dennoch ist Opposition keine Option. Schließlich will Armin Laschet weiterhin erwerbstätig bleiben und auch Markus Söder schwärmt von “einer echt sexy Koaliton“ Man kommt nicht umher, sich zu fragen, welchen Fetisch er nach den sexuellen Übergriffen am Baumbestand im Bayerischen Wald da wohl inzwischen pflegt. Fakt ist: Trotz roter Mehrheit ist das Jamaika Bündnis möglich und durch natürliche Nähe der Liberalen zur CDU auch nicht vollkommen abwegig. Gewonnen hat also auch die SPD nicht. Nun liegt es also tatsächlich in der Hand des ungleichen Paares aus FDP und Grünen wer Kanzler von Gnaden dieses süß-sauren, hoffentlich erfrischenden Cocktails wird. Nicht nur Annalena Baerbock und Christian Lindner haben vorgeschlagen, die Sondierungsgespräche zunächst untereinander zu beginnen. Was durchaus Sinn ergibt, in Anbetracht dessen sich sowohl Liberale als auch Grüne Wähler einen echten Aufbruch wünschen und sich gemeinsam gegen die großen Volksparteien entschieden haben. Wenn auch aus unterschiedlichen Motiven. Und dennoch gibt es, vor allem gesellschaftspolitisch, Gemeinsamkeiten unter den vorrangig von jungen Menschen gewählten Parteien. Diese gilt es nun zu süffigen Kompromissen zu mixen. Bei aller Komplexität sind das nicht die schlechtesten Voraussetzungen. Eine Symbiose aus Sportwagen und Lastenfahrrad könnte am Ende auch einen Sportwagen ergeben. Nur eben einen klimaneutralen.

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